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KI für alle, aber gerecht

Liebe Abonnent*innen,

schon seit 2006 soll systematische Diskriminierung durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verhindert werden - das umfasst z. B. Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Behinderung oder aber Alter. Was aber, wenn der digitale Raum nicht (ausreichend) darauf ausgerichtet ist? Zwar kann Künstliche Intelligenz (KI) an vielen Stellen entlasten und unterstützen, zum Beispiel bei der Einstellung oder der passenden Auswahl von Weiterbildung in Betrieben. Aber was, wenn dadurch ältere Beschäftigte benachteiligt werden, weil die Algorithmen auf Profile jüngerer Menschen trainiert sind? Wie lässt sich verhindern, dass Frauen bei KI-gestützten Auswahlprozessen für Führungspositionen ins Hintertreffen geraten, weil historische Daten vor allem männliche Karrieremuster enthalten? Und wie lässt sich vermeiden, dass Menschen mit einem geringeren Bildungsniveau durch den Einsatz von KI im Betrieb weniger Chancen erhalten, weil die Systeme möglicherweise eher auf die Unterstützung höherqualifizierter Tätigkeiten ausgelegt sind?

Diese Beispiele zeigen: Es geht um viel mehr als um Technologie. Im Zentrum steht die Frage, wie wir Gerechtigkeit und Teilhabe in der Arbeitswelt von morgen gestalten können. Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas stellte diese Frage in den Mittelpunkt ihrer Rede auf der re:publica 25. Sie betonte: „KI darf nicht zur Trennlinie in unserer Arbeitswelt werden.“ Bas forderte, KI müsse verbinden, nicht spalten, und Menschen befähigen sowie Teilhabe und Mitbestimmung sichern, um Diskriminierung und Überwachung zu verhindern. Gute Arbeit, Respekt, Teilhabe und Mitbestimmung seien nicht verhandelbar, sagte Bas. „Digitalisierung ändert viel. Aber nicht unsere Werte und Prinzipien.“

Wie diese Werte und Prinzipien auch in der Plattformökonomie eingehalten werden könnten, wurde auf der Konferenz der International Labour Organization (ILO) debattiert. Wie sie in Verwaltungsprozesse überführt werden können, war wiederum Thema auf dem Creative Bureaucracy Festival. Und welche Bedeutung der Gesellschaft bei einem werteorientierten Einsatz dieser Technologie zukommt, ist Thema der unterschiedlichen Formate unserer Initiative Civic Coding.

Eine informative Lektüre wünscht
Ihr Team der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft

Rückblick auf die internationale Arbeitskonferenz (IAK) der ILO in Genf

Gute Arbeitsbedingungen in der Plattformökonomie weltweit – dieses Ziel haben sich die 187 Mitgliedstaaten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und die Sozialpartner (Vertreter*innen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern) gesetzt. Auf der Internationalen Arbeitskonferenz (IAK) vom 2. bis 13. Juni in Genf wurden daher u. a. Regelungen zur Verwirklichung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen in der Plattformökonomie verhandelt. Dabei war die Bundesregierung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales vertreten.

Nach intensiven Verhandlungen konnten sich die ILO-Mitgliedstaaten und die Sozialpartner auf grundlegende Begriffsbestimmungen und den Geltungsbereich der Norm einigen. Die Norm wird die Form eines für die Mitgliedstaaten verbindlichen Übereinkommens mit begleitender unverbindlicher Empfehlung annehmen.

Auf der nächsten IAK im Juni 2026 werden die Verhandlungen über gemeinsame Regelungen und Empfehlungen auf Ebene der ILO fortgesetzt.

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OECD AI-WIPS-Bericht: Was kann KI bereits alles leisten?

Was kann KI-Technologie schon jetzt, und an welche menschlichen Fähigkeiten reicht sie noch nicht heran? Bislang fehlte ein systematischer Rahmen, der die Technologie-Entwicklung bei KI misst und mit menschlichen Fähigkeiten vergleicht. Um diese Lücke zu schließen, haben Expert*innen der OECD eine Methodik entwickelt, die für neun menschliche Kernfähigkeiten – etwa kritisches Denken oder Kreativität – fundierte Einblicke in die Leistungsfähigkeit von KI ermöglicht. Die insgesamt neun „OECD AI Capability Indicators“ geben auf einer fünfstufigen Skala an, welches Level KI-Systeme aktuell schon erreichen können. Die höchste Stufe menschlicher Fähigkeiten wird (noch) nicht erreicht. Allerdings zeigt der im Rahmen des BMAS-geförderten AI-WIPS-Programms erstellte Bericht der OECD, wie schnell sich die Arbeitswelt durch den KI-Einsatz jetzt schon ändern kann.

Die OECD lädt alle Interessierten dazu ein, die Beta-Version der Indikatoren zu testen und Feedback zu geben.

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Wie Verwaltungsmodernisierung mit KI gelingt

Künstliche Intelligenz spielt eine zentrale Rolle bei der Modernisierung der Arbeits- und Sozialverwaltung. Im Juni boten das Creative Bureaucracy Festival (CBF) und das 23. KI-Lab unseres „Netzwerks KI in der Arbeits- und Sozialverwaltung“ Gelegenheiten zum Austausch über Potenziale, Herausforderungen und Erfolge.

Auf dem CBF stellte Ana Dujić, Leiterin der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft, mit Expert*innen der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund) und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) zwei KI-Leuchttürme des BMAS vor. Sie illustrieren, wie KI Verwaltungsprozesse effizienter machen, Beschäftigte entlasten und hohe Qualität und guten Service in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel gewährleisten kann.

Das 23. KI-Lab ging der Frage nach, welche Kompetenzen es für einen verantwortungsvollen KI-Einsatz in der Arbeits- und Sozialverwaltung braucht – und wie sich ihre Entwicklung messen und gezielt weiterentwickeln lässt.

Mehr zum Thema
Sie verfolgen ein gemeinwohlorientiertes KI-Projekt und stoßen auf Herausforderungen in den Bereichen KI, Daten, Strategie oder Organisation? Im Rahmen von Civic Coding gibt es bis zu 30 Stunden kostenlose 1:1 Fachberatung und maßgeschneiderte Unterstützung.

„Fit4KI" hilft, KI wirkungsvoll für das Gemeinwohl einzusetzen. Im Communitybereich des Civic Coding-Webportals wird mit praxisnahen Tutorials Know-How für gemeinwohlorientierte KI-Projekte vermittelt. Das erste Modul ist bereits online.

Wie kann die digitale Arbeitsgesellschaft gerecht gestaltet werden, welche Potenziale hat KI in der Arbeitswelt, und wie kann die Zivilgesellschaft diese Technologie bedarfsorientiert nutzen? Diese Fragen zogen sich durch unsere Aktivitäten auf der re:publica.
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