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schon heute nutzen wir KI-Technologien immer selbstverständlicher in unserem Alltag. Doch wie stark wird die Technologie einzelne Bereiche unseres Lebens zukünftig verändern? Welches konkrete Potenzial steckt in der Nutzung von KI für Arbeit und Produktivität in Deutschland? Dieser Frage geht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit der kürzlich veröffentlichten Studie
„Künstliche Intelligenz: Potenzielle Effekte für den deutschen Arbeitsmarkt“ nach. In einer Szenario-Analyse werden mögliche Folgen von KI für Wirtschaft, Arbeitsmarkt & Beschäftigte in Deutschland in den kommenden 15 Jahren dargestellt. So wird deutlich, welches Potenzial mit der Technologie verbunden ist: KI könnte das jährliche Wirtschaftswachstum in Deutschland um 0,8 Prozentpunkte steigern und bis zu 4,5 Bio. Euro an Wertschöpfung generieren – vor allem durch höhere Arbeitsproduktivität, Materialeinsparungen und neue Geschäftsfelder. Damit könnten laut IAB deutliche Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt einhergehen. Der Studie liegen Annahmen zugrunde, wo und wie sich zukünftig der KI-Einsatz ausweiten wird. Dadurch wird deutlich: KI ist eine zentrale Gestaltungsaufgabe.
Diese Perspektive bekräftigte auch David Autor – einer der weltweit renommiertesten Ökonomen – auf der Konferenz des ifo Instituts am 19. und 20. November in München. Führenden internationalen Forschenden präsentierte Autor dort seine neuesten Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Automatisierung auf Beschäftigte: Die Effekte hängen davon ab, wie KI-Anwendungen eingesetzt werden und ob sie das Fachwissen sowie die Kompetenzen der Beschäftigten unterstützen und erweitern oder ob sie Ungleichheiten verstärken oder neue erzeugen.
Solche auf Technologien basierenden Ungleichheiten sind in der Form neuer Machtungleichgewichte besonders sichtbar in der Plattformarbeit. Ein aktuelles Beispiel liefert die Branche der Essenslieferdienste. Ende Oktober protestierten Dutzende Mitarbeiter*innen einer Branchengröße in Berlin gegen den geplanten Abbau von rund 2.000 Stellen. Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas hat die Streikenden mit einem Grußwort unterstützt und betonte, die Kurier*innen hätten das Recht, „für Respekt und Würde an ihrem Arbeitsplatz zu protestieren“. Sie wendet sich gegen „schlechte Arbeitsbedingungen durch ausgelagerte Jobs“ und betont: „Ich möchte, dass Sie fest im Sattel sitzen und Ihre Rechte nicht unter die Räder kommen.“
Aktuell haben die Koalitionsfraktionen durch eine Klarstellung im Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz kurzfristig auf die aktuellen Entwicklungen reagiert. Plattformbasierte Lieferdienste sind damit explizit als Risikobranche genannt und Schwarzarbeit und Mindestlohnbetrug, aber auch andere Verstöße, können effektiver bekämpft werden. Das BMAS hatte sich für eine entsprechende Klarstellung eingesetzt.
Digitale Technologien und KI als Gestaltungsaufgabe zu begreifen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu digitaler Souveränität. Unabhängigkeit bei Schlüsseltechnologien stärkt Wettbewerbsfähigkeit, Sicherheit und Resilienz – das ist derzeit aktueller denn je. Deshalb war es auch das zentrale Thema am 18. November auf dem Gipfel zur europäischen digitalen Souveränität in Berlin. Auf Initiative des deutschen und französischen Digitalministeriums wurde auf dem Gipfel in Anwesenheit von Bundeskanzler Merz und Staatspräsident Macron ein klares Signal gesetzt.
Auch wir im BMAS begreifen Technologie als Gestaltungsaufgabe und machen uns stark für die digitale Souveränität Deutschlands und Europas. Unser KI-Observatorium beobachtet kontinuierlich die Auswirkungen von KI und erarbeitet Lösungen für Arbeitswelt und Gesellschaft. Mit unseren Aktivitäten begleiten wir den technologischen Wandel aktiv und setzen die entscheidenden Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige, innovative und gerechte Arbeitswelt.
Eine informative Lektüre und erholsame und schöne Feiertage wünscht
Ihr Team der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft